Urlaub an der Küste Bahias – Férias na costa da Bahia

Meine vorerst letzte Reise innerhalb Brasiliens führte mich, zusammen mit meiner Cousine die mich für 2 Wochen besuchte, nach Bahia. Bahia liegt im Nordosten Brasiliens und gilt als der Staat mit dem größten afrikanischen Einfluss.

Dienstag Nacht, nach meinem letzten Arbeitstag bei der AHK, flogen wir um 23 Uhr von São Paulo nach Salvador da Bahia. Dort kamen wir zweieinhalb Stunden später an, und suchten uns für den Rest der Nacht am Flughafen ein ruhiges Plätzchen zum schlafen, da wir uns eine Nacht im Hostel sparen wollten. Im Flughafen war nachts allerdings mehr Betrieb als wir angenommen hatten, und so verbrachten wir einige Stunden im Halbschlaf auf dem kalten Steinboden in einer abgelegenen Ecke.

Um halb 6, bereit für unsere Reise, mit einem geschwollenen Auge, zwei verspannten Rücken und kalten Hintern, wurden wir am Infopunkt des Flughafens dann jedoch davon in Kenntnis gesetzt, dass die Busse aufgrund eines Streiks erst ab 8 Uhr fahren würden. 3 Stunden später – frisch gestärkt durch einen mittelprächtigen “Cappuccino“ und einen leckeren Bolo de mandioca (Maniokkuchen) – traten wir dann unseren ersten Reisetag an, und fuhren mit einem Bus für 3 Reais ins Stadtzentrum von Salvador da Bahia.

Im Vorfeld hatte ich bereits von einigen Freunden und Arbeitskollegen gehört, dass Salvador zu den gefährlichsten Städten Brasiliens zählt, und man ständig damit rechnen müsse, auf der Straße ausgeraubt zu werden. Aus diesem Grund, und da sie die Stadt als dreckig empfanden, hatte es ihnen dort nicht sehr gefallen. Mit diesen Informationen im Hinterkopf und unserem gesamten Hab und Gut auf dem Rücken, machten wir uns dann im historischen Zentrum, dem sogenannten Pelourinho, auf den Weg zum Elevator Lacerda, um am Terminal Maritimo unser Ticket auf die Insel Morro de Sao Paulo zu kaufen.

Da unsere Rucksäcke uns als Touristen enttarnten, wurden wir schnell vom ersten „Guia“ (Guide/Touristenführer) angesprochen, der uns sagte aufgrund des schlechten Wetters würden heute mit großer Wahrscheinlichkeit keine Schiffe in Richtung Morro abfahren, wir sollten doch lieber eine Stadtführung mit ihm unternehmen. Wir lehnten dankend ab und fragten nach dem Weg zur nächsten Bank, da ich meine Gehaltsschecks einlösen wollte bevor wir auf der Insel keine Möglichkeit mehr hätten an Bargeld zu kommen. Darauf mussten wir jedoch erfahren dass auch die Banken diesen Mittwoch als Tag für ihren Streik auserkoren hatten. Ich musste meine Schecks also uneingelöst lassen und an einem Automaten Geld abheben.

Glücklicherweise hörte es zu Mittag dann auf zu regnen und wir konnten per Katamaran in Richtung Morro de São Paulo aufbrechen. (Tipp: Reisetablette!) Bereits nach einer halben Stunde schwankten die ersten in Richtung Reling. Anna und ich machten zu diesem Zeitpunkt noch Fotos von der sich entfernenden Küste Salvadors.

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Coastline von Salvador da Bahia in der Ferne

Kurz darauf saßen auch wir still auf unseren Plätzen und konzentrierten uns nur noch auf den Horizont. Ich war sehr froh als wir zweieinhalb Stunden später die Insel erreichten und endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatten. (Das mit der Reisetablette nicht vergessen!)

 Morro de São Paulo

Wir hatten uns für die 2 Nächte auf Morro, 2 Betten im Che Lagarto Hostel reserviert. Che Lagarto ist eine Hostelkette aus Argentinien, mit Franchisenehmern in ganz Lateinamerika und das Hostel auf Morro de São Paulo wurde zum schönsten der ganzen Kette gekürt. Das Gebäude, die Lage und die Angebote sind auch wirklich sehr gut, aber mit unserem Zimmer (6 Bett Dorm) und dem angeschlossenen Bad kann man meiner Meinung nach keinen Blumentopf gewinnen.

Frisch geduscht und nach einem kurzen Mittagsschlaf machten wir uns auf, die Insel zu erkunden. Durch das Stadtzentrum an diversen Restaurants und kleinen Lädchen vorbei, ging es zunächst zum primeira praia (erster Strand), der zum Sport treiben genutzt wird, wie zb. Beachfussball. Danach kommt der segunda, terceira und quarta praia (zweiter, dritter und vierter Strand). Am zweiten gibt es viele Restaurants und Bars und man kann bei Livemusik gemütlich am Stand sitzend, einen frischen Caipifruta schlürfen. Mit einem Caipi to go setzten wir unseren Spaziergang bis zum terceira praia fort. Weiter kamen wir nicht, da uns dann gleichzeitig Hunger und Müdigkeit einholten und wir uns in einem der Restaurants am Strand eine Moqueca de Peixe e Camarão gönnten. (Typisch bahianischer Eintopf mit Fisch, Schrimps und Koskosmilch)

Den darauffolgenden Tag verbrachten wir an einem der paradiesischen Strände. Es war zwar bewölkt aber trotzdem sehr heiß, und wir genossen die Ruhe nach dem hektischen Stadtalltag und der anstrengenden Reise. Auf der Insel gibt es keine Autos, es fahren nur ab und zu Pferdegespanne am Strand entlang und bei der Ankunft am Pier wird für ca. 10 Reais das Gepäck der Touristen in gelben Schubkarren mit der Aufschrift „Taxi“, bis zur Pousada gekarrt.

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Ride – thru am Strand. Photo credit: Anna Weiss

Eine der auf der Insel angepriesenen Aktivitäten lautet „sunset“. Das wollten wir uns also nicht entgehen lassen und liefen der Nase nach, in Richtung Westen. In dem Teil in dem die Einheimischen leben und viele neue Häuser gebaut werden (wachsende Zahl an Touristen = mehr Arbeit) liefen wir intuitiv die richtige Straße hinauf und fanden einen wunderschönen Ort mit tollem Ausblick, von wo aus man perfekte Sicht auf den Sonnenuntergang hat. Leider waren wir zu spät und die Sonne war bereits untergegangen, doch der Himmel war noch in bunte Farben getaucht und der Aufstieg hatte sich schon allein für diesen Anblick gelohnt.

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Sonnenuntergang auf Morro de São Paulo

Boca, ein Brasilianer, der das Glück hat gegenüber von diesem herrlichen Platz zu wohnen, gesellte sich zu uns und erzählte uns vom Inselleben. Da die Jahreszeiten hier nicht allzu unterschiedlich ausfallen ist es eigentlich immer Sommer, und es sind zu fast jeder Zeit des Jahres Touristen vor Ort. Im brasilianischen Sommer vermehrt Brasilianer und Argentinier, im Winter (also ca. von Juni bis September) Europäer und Nordamerikaner.

Alles in allem ist die Insel sehr touristisch und in Südamerika (v.a. bei den Argentiniern) als Partyort bekannt. Sie wird sogar Ibiza Brasiliens genannt, aber das bezieht sich glaube ich eher auf die Hochsaison in den Sommermonaten.

Am dritten Tag unserer Reise ging es für uns weiter auf die nächste Insel, Ilha de Boipeba. Obwohl Boipeba gleich neben Morro liegt, gab es keine direkte Bootsverbindung und wir mussten die Hälfte eines Passeios mitmachen, also einen Bootsausflug der normalerweise um die ganze Insel geht, mit Stops an natürlichen Pools im Meer, Korrallenriffen und einer schwimmenden Bar. Boca hatte für uns bei einem der Ausflugsanbieter einen guten Preis ausgehandelt und so genossen wir eine abwechslungsreiche Bootstour bis Boipeba.

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Vor der Küste der Insel Boipeba
Ilha de Boipeba

Diese Insel ist „super tranquilo“ (sehr ruhig) und wurde erst in den letzten Jahren von Backpackern und Reisenden entdeckt. Trotzdem gibt es eine große Anzahl an Pousadas und Restaurants. Auch hier sind keine Autos erlaubt und bunte Häuser säumen die kleinen Sträßchen, auf denen Einheimische, selten Touristen und noch seltener Esel- und Pferdegespanne verkehren.

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Straßenbild auf Boipeba

Auf Boipeba kamen wir im Abaquar Hostel unter. Dieses wurde vor 5 Jahren von einem Ehepaar (Sie Brasilianerin, Er Belgier) mit viel Liebe fürs Detail gebaut. Ein großer Garten und Hängematten laden zum Entspannen ein und das Frühstück ist ein Gedicht. (Uns hat es vor allem der frische, lauwarme Bolo de milho e coco (Mais-Kokos-Kuchen) angetan). Da das Grundstück an einen Bach angrenzt, wird man in der Abenddämmerung jedoch von Moskitos aufgefressen. (Mein Antimückenspray war, wie während fast jeder meiner Reisen, in Sicherheit in meinem Zimmer in São Paulo)

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Sonnenuntergang auf Ilha de Boipeba

Auch Boipeba hat wunderschöne Strände und Sonnenuntergänge zu bieten, ist aber im Vergleich zu anderen Inseln die ich in den vergangenen Monaten bereist habe, sehr ruhig. Ich glaube länger als 5 Tage würde ich es dort nicht aushalten, ohne mich zu langweilen. Abends öffnen an einem Platz in der Ortsmitte kleine Baracas (Hütten) und bieten frische Caipirinhas, Acarajé und Tapioca an. Acarajé ist ein typbisch bahianisches Gericht und besteht aus einem Teig aus Bohnen, der in ca. knödelgroße Bällchen geformt und frittiert wird und dann mit einer Paste aus Krabben und einer scharfen Soße gefüllt wird. Tapioca ist eine Art Pfannkuchen aus Maniokmehl, die süß oder salzig gefüllt werden und in ganz Brasilien beliebt sind. (Empfehlung: Tapioca de coco com leite condensado)

Nach 2 Nächten auf Boipeba reisten wir per Boot über Valencia zurück nach Salvador, der Hauptstadt Bahias. Zu circa zehnt saßen wir mit unserem Gepäck in einem kleinen Motorboot und da gerade Ebbe war, musste unser Kapitän auf dem Weg zum Festland einige Zeit langsam die Sandbänke umkurven. Wir schafften es ohne aufzusetzen in tieferes Gewässer, doch dann ging circa 10 min vom Zielort entfernt, plötzlich der Motor aus und weigerte sich wieder anzuspringen. Glücklicherweise hatten wir Empfang und der Fahrer unseres Bootes konnte einen Freund erreichen, der uns mit seinem Boot entgegenfuhr, sodass sich die Wartezeit in der glühenden Mittagshitze auf eine Viertelstunde beschränkte.

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Abschleppaktion nach Bootspanne

Mit etwas Verzögerung kamen wir kurz darauf in Valencia an. Ein Taxi, Bus, Fähre, und ein weiteres Taxi später, erreichten wir Salvador im Sonnenuntergang.


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